Das Interreg Baltic Sea Region-Projekt LowTEMP, das auf eine nachhaltige Entwicklung der Fernwärmeversorgung abzielt, organisierte Mitte Januar bereits zum dritten Mal einen Study-Trip für Projektpartner und interessierte Stakeholder aus den Partnerländern. Nachdem die Partner im vergangenen Jahr zu Standortbesuchen in Dänemark und Schweden eingeladen wurden, standen nun Besuche und Vorträge zu vorbildlichen und nachhaltigen Fernwärmeversorgungsprojekten in Berlin und Brandenburg auf dem Programm.
Die atene KOM GmbH organisierte die zweitägige Veranstaltung zusammen mit den Partnern der Brandenburgischen Technischen Universität (BTU) Cottbus-Senftenberg und dem Zentrum für Energie, Bau, Architektur und Umwelt (ZEBAU).
Knapp 40 Teilnehmer aus allen acht LowTEMP-Partnerländern trafen sich dazu in Berlin-Adlershof, dem größten Wissenschafts- und Technologiepark Deutschlands. Hier wird ein integriertes Energiekonzept umgesetzt, das den Primärenergieverbrauch des Quartiers um rund 30% senken soll. Ein besonderes Highlight für LowTEMP ist das Niedertemperatur-Heiznetz für das neu errichtete Wohngebiet „Living at the Campus“. Hier erfolgt die Wärmeversorgung via Niedertemperaturleitung aus einem Blockheizkraftwerk (BHKW).
In Cottbus wurde die Energiesparschule „Max-Steenbeck-Gymnasium“ besucht. Es handelt sich um eines der ersten in der DDR in Beton-Fertigelement-Bauweise errichtete Schulgebäude, das nach Passivhausstandard saniert wurde. Besonderheit des Projektes ist die gebäudeinterne Rücklaufanbindung der Heizung. Teile des Gebäudes werden auf diese Weise mit Niedertemperatur-Fernwärme beheizt. Weiterhin wird über ein 40 Quadratmeter große Solarkollektorfeld Solarwärme für den Warmwasserbedarf in der Sporthalle erzeugt.
Am zweiten Tag der Studienreise besuchten die Projektpartner die Cottbuser Wohnungsgenossenschaft „eG Wohnen“. Besonders interessant für alle Teilnehmer waren die Präsentation und der Besuch der jüngst fertiggestellten „Sonnen-Häuser“. Die Mehrfamilienhäuser versorgen sich und benachbarte Bestandgebäude mit Wärme und Strom aus der Sonne.
Letzter Punkt auf der Agenda war der Besuch des Vattenfall-Heizwerkes in Berlin-Köpenick. Die an dem Standort im Jahr 2018 installierte 1.000 m2 große Solarthermie-Anlage reduziert den Einsatz fossiler Brennstoffe um ca. 440.000 kWh, dies entspricht ca. 63 t CO2-Emissionen. Die gesamte Anlage versorgt rund 10.000 Haushalte mit Fernwärme. In Westeuropa verfügt Berlin bereits über das größte Fernwärmenetz.
Der Studienbesuch verschaffte den Teilnehmern wichtiges Know-how zu nachhaltigen Wärmeversorgungssystemen. Dieses Know-how und das gestiegene Bewusstsein für die Notwendigkeit, zukunftsweisende Fernwärmesysteme zu installieren, sollen in den kommenden beiden Projektjahren dazu beitragen, energieeffizientere, nachhaltigere und innovativere Projekte der Energieversorgung in der Ostsee-Region zu realisieren.